Title: Das Happy End in der Musik

Um zu einem Happy End zu kommen, braucht es in einer Geschichte zuerst mal ein Ungleichgewicht. Die Wohnung brennt ab, der geliebte heiratet jemanden anderen, etwas wichtiges wird entwendet oder oder oder.

Eine gute Geschichte pendelt geschickt zwischen Anspannung und Entspannung. Vorhersehbare Abläufe werden unterbrochen,
Erwartungen nicht erfüllt und am Ende fügt sich doch alles zum Guten:

Je größer die Spannung in der Mitte der Geschichte, desto schöner und befreiender ist die Auflösung, die harmonische Fügung am Ende.

Im Theater, Film oder Hörspiel werden die Emotionen dem Publikum durch Schauspieler:innen vermittelt.
Glück, Trauer, Liebe und Hoffnung, all das verkörpert die Schauspieler:in und wird zu einer Art Übersetzerin der Gefühle.

In der Musik verhält es sich ähnlich und gleichzeitig ganz anders. Es gibt sie auch, die großen Erzählungen und intensiven Emotionen. Die Musik ist aber eine eigene, eine metaphorische Sprache und kann viel direkter mit dem Publikum in Verbindung treten.

Auch in der Sprache der Musik können Geschichten erzählt werden, und auch diese folgen den Prinzipien von Anspannung und Entspannung. Eine musikalische Geschichte wird genau wie jede andere dadurch interessant, dass mit Erwartungen und Unterbrechungen von Mustern gespielt wird.

Selbstverständlich gibt es in der Musik auch ein pendant zum Happy End. Eine Heimkehr zu einem harmonischen Zustand, in dem die entstandenen Spannungen aufgelöst sind. Es gibt sogar einen eigenen Namen dafür: Die Kadenz. Nein, nicht Dekadenz sondern einfach nur Kadenz. Die Kadenz gibt das Gefühl einer großen inneren Ausgewogenheit und formalen geschlossenheit.