Einladung nach Tübingen zur Konferenz Analyse und Produktion ästhetischer Artefakte mit digitalen Verfahren im Sonderforschungsbereich die andere Ästhetik. Gemeinsam mit Marc Matter stelle ich in einer Lectureperformance die Platte Could Change vor. Worttechno / SoundPoesie / Sprechgedicht: This piece isolates your perceptive abilities in the audio realm the way an optical illusion works on your eyes. Its melody is the amount you’ll struggle to turn sound into sense. That’s the Room that opens up after the speech is gone. On top of that, it’s delightfully fucking annoying.

Einladung nach Tübingen zur Konferenz Analyse und Produktion ästhetischer Artefakte mit digitalen Verfahren im Sonderforschungsbereich die andere Ästhetik. Gemeinsam mit Marc Matter stelle ich in einer Lectureperformance die Platte Could Change vor. Worttechno / SoundPoesie / Sprechgedicht: This piece isolates your perceptive abilities in the audio realm the way an optical illusion works on your eyes. Its melody is the amount you’ll struggle to turn sound into sense. That’s the Room that opens up after the speech is gone. On top of that, it’s delightfully fucking annoying.

Schockgefrostet

12.12.2021

Manche Filmkritik schießt über das Ziel hinaus. In diesem Fall handelt es sich um eine Rezension zweiter Ordnung – zumindest zur Hälfte.

Der Disneyfilm Frozen ist ein Kassenschlager. Freiwillig hätte ich diese Filme eventuell ausgelassen, nun ja, manchmal kann man es sich nicht aussuchen.

Tatsächlich kam mir beim Streamen das ein oder andere Mal die Frage, warum die Schneebeschwörerin Elsa nicht einfach eine Psychoanalytikern aufsucht. Gebeutelt von Kindheitstraumata und daraus resultierender Verlustangst verlebt sie den Großteil der erzählten Zeit ein sehr, sehr trauriges Leben.

Es gibt ein paar Menschen, die im Ursprung vermutlich ähnliche Gedanken hatten. Mein Blick geht in Richtung Youtube mit verbindlichem Dank für die ehm.. interessanten Ideen. Danke an den Hochstapler und den Diagonaldenker, die mit ihren Videos ein interessantes Genre bedienen. Eine seltsame pseudointellektuelle Filmkritik zwischen Hypernormalisation und Verschwörungsfiktionalismus.

Was man dem Film einerseits lassen muss ist, dass er wirklich gut gemacht ist. Es sind auch tatsächlich zwischendurch interessante Denkanstoßangebote zu finden. Andererseits zementiert sich durch das vermeintliche Brechen klassischer Rollenclichés auf eine seltsame weise eben das klassische Rollencliché. In dem die Ausnahme als etwas besonderes dargestellt bzw. gelesen wird, ist das heteronorme Patriarchat fest in den Sattel gebunden.
Dabei sei auf den schönen Kommentar von Carolin Kebekus in der Zeit verwiesen, in dem sie von dem überwiegenden Redeanteil der männlich gelesenen Figuren in Frozen erzählt.

Ob es Disney hier aus strategischen Gründen etwas etwas sensibler ist, oder es wirklich um eine positive Veränderung innerhalb des Mainstreams geht, ist schwer zu sagen. Die Filmemacher:innen schaffen es an mehreren Stellen, mit Erwartungen auf interessante Weise zu brechen: Die vermeintlichen Retter verwandeln sich nicht klassisch in Prinzen und sanft-harte Ehegatten, sondern schmieren auf die ein oder andere Art ab. Stattdessen stehen die weiblichen Figuren und ihre Beziehung zueinander im Fokus. In jedem Fall für einen Disneyfilm ungewohnt. Man kann es oportunistisch oder progressiv verstehen. Vielleicht geht ja auch beides.

Dass Frozen wirklich ein Kinderfilm ist, wurde mir von den Kindern bestätigt. Gerne meinungen, Feedback und Ideen an mich.

Schockgefrostet ist erschienen im Tonie Podcast Folge 19.

Manche Filmkritik schießt über das Ziel hinaus. In diesem Fall handelt es sich um eine Rezension zweiter Ordnung – zumindest zur Hälfte.

Der Disneyfilm Frozen ist ein Kassenschlager. Freiwillig hätte ich diese Filme eventuell ausgelassen, nun ja, manchmal kann man es sich nicht aussuchen.

Tatsächlich kam mir beim Streamen das ein oder andere Mal die Frage, warum die Schneebeschwörerin Elsa nicht einfach eine Psychoanalytikern aufsucht. Gebeutelt von Kindheitstraumata und daraus resultierender Verlustangst verlebt sie den Großteil der erzählten Zeit ein sehr, sehr trauriges Leben.

Es gibt ein paar Menschen, die im Ursprung vermutlich ähnliche Gedanken hatten. Mein Blick geht in Richtung Youtube mit verbindlichem Dank für die ehm.. interessanten Ideen. Danke an den Hochstapler und den Diagonaldenker, die mit ihren Videos ein interessantes Genre bedienen. Eine seltsame pseudointellektuelle Filmkritik zwischen Hypernormalisation und Verschwörungsfiktionalismus.

Was man dem Film einerseits lassen muss ist, dass er wirklich gut gemacht ist. Es sind auch tatsächlich zwischendurch interessante Denkanstoßangebote zu finden. Andererseits zementiert sich durch das vermeintliche Brechen klassischer Rollenclichés auf eine seltsame weise eben das klassische Rollencliché. In dem die Ausnahme als etwas besonderes dargestellt bzw. gelesen wird, ist das heteronorme Patriarchat fest in den Sattel gebunden.
Dabei sei auf den schönen Kommentar von Carolin Kebekus in der Zeit verwiesen, in dem sie von dem überwiegenden Redeanteil der männlich gelesenen Figuren in Frozen erzählt.

Ob es Disney hier aus strategischen Gründen etwas etwas sensibler ist, oder es wirklich um eine positive Veränderung innerhalb des Mainstreams geht, ist schwer zu sagen. Die Filmemacher:innen schaffen es an mehreren Stellen, mit Erwartungen auf interessante Weise zu brechen: Die vermeintlichen Retter verwandeln sich nicht klassisch in Prinzen und sanft-harte Ehegatten, sondern schmieren auf die ein oder andere Art ab. Stattdessen stehen die weiblichen Figuren und ihre Beziehung zueinander im Fokus. In jedem Fall für einen Disneyfilm ungewohnt. Man kann es oportunistisch oder progressiv verstehen. Vielleicht geht ja auch beides.

Dass Frozen wirklich ein Kinderfilm ist, wurde mir von den Kindern bestätigt. Gerne meinungen, Feedback und Ideen an mich.

Schockgefrostet ist erschienen im Tonie Podcast Folge 19.

Transcript
eis.png

Wie klingen Monster in Filmen und Hörspielen? Und wie entstehen diese (teilweise) furchteinflößenden Sounds? Ein kleiner Einblick in die Welt des Sounddesigns von Drachen und anderen Ungeheuern.

Bei der Recherche hat die 20khz Episode über das Sounddesign der Jurrasic Park Filmen sehr geholfen (sehr zu empfehlen). Und es ist mir beim Durchforsten vieler Filme und Hörspielen etwas aufgefallen: Es gibt kaum weiblich konnotierte Figuren die eigentlich Antagonisten sind, in Wahrheit aber einen guten Kern haben. Harley Quinn oder Medea vielleicht?
Schurkinnen schon: böse Hexen, Tanten, Stiefmütter, Ex-Frauen etc. Aber Figuren mit mehr Ambivalenz wie z.b. Shrek, Venom, Hulk, King Kong, Godzilla usw. sind in der Regel eher männlich konnotiert.
Woran liegt das? Ist das Ausdruck einer tiefen männlichen Furcht gegenüber weiblicher Überlegenheit? Denn das drücken solche Charaktere doch aus: Sie hinterfragen das Urteilsvermögen des Publikums.

Durch den Bechdel Test fallen sowieso die meisten Monster-Filme.

Wenn jemand gute Gegenbeispiele oder Theorien hat, freue ich mich sehr über eine Nachricht.

Stimmmonster und Monsterstimmen ist erschienen im Tonie Podcast Folge 18.

Wie klingen Monster in Filmen und Hörspielen? Und wie entstehen diese (teilweise) furchteinflößenden Sounds? Ein kleiner Einblick in die Welt des Sounddesigns von Drachen und anderen Ungeheuern.

Bei der Recherche hat die 20khz Episode über das Sounddesign der Jurrasic Park Filmen sehr geholfen (sehr zu empfehlen). Und es ist mir beim Durchforsten vieler Filme und Hörspielen etwas aufgefallen: Es gibt kaum weiblich konnotierte Figuren die eigentlich Antagonisten sind, in Wahrheit aber einen guten Kern haben. Harley Quinn oder Medea vielleicht?
Schurkinnen schon: böse Hexen, Tanten, Stiefmütter, Ex-Frauen etc. Aber Figuren mit mehr Ambivalenz wie z.b. Shrek, Venom, Hulk, King Kong, Godzilla usw. sind in der Regel eher männlich konnotiert.
Woran liegt das? Ist das Ausdruck einer tiefen männlichen Furcht gegenüber weiblicher Überlegenheit? Denn das drücken solche Charaktere doch aus: Sie hinterfragen das Urteilsvermögen des Publikums.

Durch den Bechdel Test fallen sowieso die meisten Monster-Filme.

Wenn jemand gute Gegenbeispiele oder Theorien hat, freue ich mich sehr über eine Nachricht.

Stimmmonster und Monsterstimmen ist erschienen im Tonie Podcast Folge 18.

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monster.png

Ein toller Podcast geht in der nächsten Woche an den Start. Dreima Drama der Theatertexte-Podcast

Es geht um Gegenwartsdramatik und deren Schöpfer:innen. Ein Blick hinter unter über das Theater hinaus in die Kochtöpfe der Textköpfe. Das ist auch deshalb so interessant, weil sich das Theater in einem Wandel befindet. Gegen die alten, oft autoritären und für Ensemblemitglieder prekären Zustände an den Häusern regt sich ein Widerstand. An der Volksbühne in Berlin oder dem Züricher Theater Neumarkt beispielsweise wird die Theaterführung kollektiv übernommen.

Aus dieser Bewegung ist auch das als Interessenvertretung hervorgegangen, dessen Engagement dieser Podcast zu verdanken ist.

Initiiert von Dmitrij Gawrisch, Katharina Schlender und Stefan Wipplinger, wird der Podcast von einem Kollektiv aus Mitgliedern des Theaterautor:innen-Netzwerks unter dem Dach des ensemble-netzwerk e.V. und dem Verbands der Theaterautor:innen (VTheA) produziert.

Gemeinsam mit Nicki Frenking zeichne ich für die Klangregie und das Sounddesign verantwortlich.

Ein toller Podcast geht in der nächsten Woche an den Start. Dreima Drama der Theatertexte-Podcast

Es geht um Gegenwartsdramatik und deren Schöpfer:innen. Ein Blick hinter unter über das Theater hinaus in die Kochtöpfe der Textköpfe. Das ist auch deshalb so interessant, weil sich das Theater in einem Wandel befindet. Gegen die alten, oft autoritären und für Ensemblemitglieder prekären Zustände an den Häusern regt sich ein Widerstand. An der Volksbühne in Berlin oder dem Züricher Theater Neumarkt beispielsweise wird die Theaterführung kollektiv übernommen.

Aus dieser Bewegung ist auch das als Interessenvertretung hervorgegangen, dessen Engagement dieser Podcast zu verdanken ist.

Initiiert von Dmitrij Gawrisch, Katharina Schlender und Stefan Wipplinger, wird der Podcast von einem Kollektiv aus Mitgliedern des Theaterautor:innen-Netzwerks unter dem Dach des ensemble-netzwerk e.V. und dem Verbands der Theaterautor:innen (VTheA) produziert.

Gemeinsam mit Nicki Frenking zeichne ich für die Klangregie und das Sounddesign verantwortlich.

Warum haben wir eigentlich zwei Ohren auf dem Kopf und nicht nur eines? Ein weiteres kurzfeature über das räumliche hören.

Für die Aufnahme bin ich extra in einen ruhigen Wald gefahren, um dort mit einem Kunstkopf die Räumlichkeit exemplifizieren zu können. Wenngleich vergleichsweise sehr zeitintensiv, mag ich diese Oton-Produktion sehr gerne.

Das heißt: die Welt als Studio.

Wirklichkeit trifft Inszenierung oder Inszenierung wird Wirklichkeit wird Inszenierung.

Ist mir alles recht. Deswegen arbeite ich so gerne mit Film-Ton-Equipment, was mir ermöglicht batteriebetrieben und also mobil qualitativ hochwertiges Audio aufzunehmen.

Dabei absolute Hörempfehlung: die Hörspiele von Paul Plamper. Der Regisseur und Autor arbeitet mit theatralen und filmischen Mitteln bei der Aufnahme seiner Hörspiele.
Entortete Sprecher:innen reenacten als Schauspieler:innen eine Hörspielproduktion. Dieser Tage sind im Rahmen seiner Auszeichnung mit dem Günter-Eich Preises ein Paar stücke in derARD Mediathek zu hören. Und weil es nicht so gut zu finden ist hier noch ein Interview über die Arbeit an dem tollen, übrigens auch mit Kunstkopf aufgenommenen Hörspiel »Der Kauf«

Apropos Kunstkopf und Wahrnehmungsvermittlung: sehr empfehlenswert ist auch die Sound-Theater-Sound-Performance von Simon McBurney »The Encounter«. Eine ethno-kitsch Performance, die sehr von dem exotistischen Potential der Materie zehrt. Alles aber technisch sehr flawless ausgearbeitet und deswegen absolut kritikwürdig. Ich konnte es als eine Medienkunstinszenierung von Fitzcarraldo sehr genießen.

Zu Günter-Eich — ich kann es mir nicht verkneifen — muss ich auf das großartige Hörspiel von Franz Mon verweisen Das Gras wies wächst (1969). Leider gibt es noch kein öffentliches, online zugängliches Archiv für ÖRR-Produktionen (heul). Deswegen hier nur ein Zitat:

Eich Alfred, Eich Elsa, Eich Gustav, Eich Heinrich, Eich Helga, Eich Ignatz, Eich Karl, Eich Margot, Eich Willi, Eichberger Erich, Eichborn Hans, Eichel Gerda, Eichelbaum Arno, Eichelbeck Günther, [...]

Doppelt hört besser ist erschienen im Tonie Podcast Folge 16.

Warum haben wir eigentlich zwei Ohren auf dem Kopf und nicht nur eines? Ein weiteres kurzfeature über das räumliche hören.

Für die Aufnahme bin ich extra in einen ruhigen Wald gefahren, um dort mit einem Kunstkopf die Räumlichkeit exemplifizieren zu können. Wenngleich vergleichsweise sehr zeitintensiv, mag ich diese Oton-Produktion sehr gerne.

Das heißt: die Welt als Studio.

Wirklichkeit trifft Inszenierung oder Inszenierung wird Wirklichkeit wird Inszenierung.

Ist mir alles recht. Deswegen arbeite ich so gerne mit Film-Ton-Equipment, was mir ermöglicht batteriebetrieben und also mobil qualitativ hochwertiges Audio aufzunehmen.

Dabei absolute Hörempfehlung: die Hörspiele von Paul Plamper. Der Regisseur und Autor arbeitet mit theatralen und filmischen Mitteln bei der Aufnahme seiner Hörspiele.
Entortete Sprecher:innen reenacten als Schauspieler:innen eine Hörspielproduktion. Dieser Tage sind im Rahmen seiner Auszeichnung mit dem Günter-Eich Preises ein Paar stücke in derARD Mediathek zu hören. Und weil es nicht so gut zu finden ist hier noch ein Interview über die Arbeit an dem tollen, übrigens auch mit Kunstkopf aufgenommenen Hörspiel »Der Kauf«

Apropos Kunstkopf und Wahrnehmungsvermittlung: sehr empfehlenswert ist auch die Sound-Theater-Sound-Performance von Simon McBurney »The Encounter«. Eine ethno-kitsch Performance, die sehr von dem exotistischen Potential der Materie zehrt. Alles aber technisch sehr flawless ausgearbeitet und deswegen absolut kritikwürdig. Ich konnte es als eine Medienkunstinszenierung von Fitzcarraldo sehr genießen.

Zu Günter-Eich — ich kann es mir nicht verkneifen — muss ich auf das großartige Hörspiel von Franz Mon verweisen Das Gras wies wächst (1969). Leider gibt es noch kein öffentliches, online zugängliches Archiv für ÖRR-Produktionen (heul). Deswegen hier nur ein Zitat:

Eich Alfred, Eich Elsa, Eich Gustav, Eich Heinrich, Eich Helga, Eich Ignatz, Eich Karl, Eich Margot, Eich Willi, Eichberger Erich, Eichborn Hans, Eichel Gerda, Eichelbaum Arno, Eichelbeck Günther, [...]

Doppelt hört besser ist erschienen im Tonie Podcast Folge 16.

Transcript
fitzcarraldo.jpeg UNMOEGLICHEN_Foto_von_Janina_Druschky_08.jpg ohren_duerer.png

Schätzungsweise liegt der Frauenanteil im Bereich der Audioproduktion bei lediglich 5%.
In diesem Beitrag sind verschiedene Beispiele zu hören, die zeigen, dass die landläufigen Geschichten von Innovationen und ihren Erfindern (sic!) häufig nicht ganz richtig sind.
Wie die Vorstellung vom Mann als Norm sogar lebensgefährlich wirken kann, zeigt eine aktuelle Doku-Reihe der ARD:

Weil Medizin und Forschung immer noch den Mann als Standard setzen - 70 bis 80 Kilogramm schwer, 1,80 Meter groß - sterben Frauen, obwohl ihr Tod vermeidbar gewesen wäre. Sie sterben, wie Unfallstudien belegen, in Autos, die ausschließlich an männlichen Dummys getestet wurden.

Als Lichtblick für den Audiobereich ist im letzten Jahr ein tolles Buch veröffentlicht worden. Leslie Gaston-Bird stellt in ihrem Buch Women in Audio Protagonistinnen aus Sounddesign, Filmton, Musikproduktion etc. vor. Zusammen mit der sehr guten Einleitung ist das Buch allen Ohrenarbeiter:innen wärmstens Empfohlen.

Heldinnen im Schatten ist erschienen im Tonie Podcast Folge 15.

Schätzungsweise liegt der Frauenanteil im Bereich der Audioproduktion bei lediglich 5%.
In diesem Beitrag sind verschiedene Beispiele zu hören, die zeigen, dass die landläufigen Geschichten von Innovationen und ihren Erfindern (sic!) häufig nicht ganz richtig sind.
Wie die Vorstellung vom Mann als Norm sogar lebensgefährlich wirken kann, zeigt eine aktuelle Doku-Reihe der ARD:

Weil Medizin und Forschung immer noch den Mann als Standard setzen - 70 bis 80 Kilogramm schwer, 1,80 Meter groß - sterben Frauen, obwohl ihr Tod vermeidbar gewesen wäre. Sie sterben, wie Unfallstudien belegen, in Autos, die ausschließlich an männlichen Dummys getestet wurden.

Als Lichtblick für den Audiobereich ist im letzten Jahr ein tolles Buch veröffentlicht worden. Leslie Gaston-Bird stellt in ihrem Buch Women in Audio Protagonistinnen aus Sounddesign, Filmton, Musikproduktion etc. vor. Zusammen mit der sehr guten Einleitung ist das Buch allen Ohrenarbeiter:innen wärmstens Empfohlen.

Heldinnen im Schatten ist erschienen im Tonie Podcast Folge 15.

Transcript

Ohren auf Reisen

22.07.2021

Den Ohren auch mal eine Pause gönnen, das ist die Quintessenz dieses Features. Eine kurze Abhandlung über die Physiologie des Ohres und psychoakustische Phänomene.

Das Auge gibt in den meisten Bereichen unserer Leben nach wie vor den Takt an. Glücklicherweise nimmt das Bewusstsein für die Relevanz der Akustik unserer Lebensumgebungen langsam zu. In Architektur und Städteplanung wird das Ohr bzw. die auditive immer öfter mitgedacht. Das ist erfreulich, denn akustisch ungünstig oder nachlässig geplante Räume – innen wie außen — können nachgewiesenermaßen das Stresslevel im Menschen signifikant ansteigen lassen. Lärm geht auf die Gesundheit. Die WHO schreibt Traffic noise alone is harmful to the health of almost every third person in the WHO European Region..

Übrigens: allen Anklängen von romantisierender Nostalgie sei Der Lärm (1908) entgegengehalten. Ein wunderbar erhellender Text von Theodor Lessing über die akustischen Zumutungen des urbanen Lebens um die Jahrhundertwende herum:

[...]Unaufhörlich läuten zahllose Glocken. Tausend Türen schlagen auf und zu. Tausend hungrige Menschen, rücksichtslos gierig nach Macht, Erfolg, Befriedigung ihrer Eitelkeit oder roher Instinkte, feilschen und schreien, schreien und streiten vor unsern Ohren und erfüllen alle Gassen der Städte mit dem Interesse ihrer Händel und ihres Erwerbs.

Erschienen im Tonie Podcast Folge 14.

Den Ohren auch mal eine Pause gönnen, das ist die Quintessenz dieses Features. Eine kurze Abhandlung über die Physiologie des Ohres und psychoakustische Phänomene.

Das Auge gibt in den meisten Bereichen unserer Leben nach wie vor den Takt an. Glücklicherweise nimmt das Bewusstsein für die Relevanz der Akustik unserer Lebensumgebungen langsam zu. In Architektur und Städteplanung wird das Ohr bzw. die auditive immer öfter mitgedacht. Das ist erfreulich, denn akustisch ungünstig oder nachlässig geplante Räume – innen wie außen — können nachgewiesenermaßen das Stresslevel im Menschen signifikant ansteigen lassen. Lärm geht auf die Gesundheit. Die WHO schreibt Traffic noise alone is harmful to the health of almost every third person in the WHO European Region..

Übrigens: allen Anklängen von romantisierender Nostalgie sei Der Lärm (1908) entgegengehalten. Ein wunderbar erhellender Text von Theodor Lessing über die akustischen Zumutungen des urbanen Lebens um die Jahrhundertwende herum:

[...]Unaufhörlich läuten zahllose Glocken. Tausend Türen schlagen auf und zu. Tausend hungrige Menschen, rücksichtslos gierig nach Macht, Erfolg, Befriedigung ihrer Eitelkeit oder roher Instinkte, feilschen und schreien, schreien und streiten vor unsern Ohren und erfüllen alle Gassen der Städte mit dem Interesse ihrer Händel und ihres Erwerbs.

Erschienen im Tonie Podcast Folge 14.

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Mitreden Research

02.06.2021

Eingehende Beschäftigung mit Sprachsynthesemethoden. Durch die beschränkte Veröffentlichung von GPT-3 im September letzten Jahres ist das Gebiet der sprachbezogenen Machine Learning Forschung ziemlich durchgerüttelt worden. Hinter GPT-3 steckt der Verein OpenAI, mittlerweile hauptsächlich von Microsoft unterstützt. Die profitorientierte Forschung an Systemen, die Flexibel und möglichst intuitiv mit Sprache umgehen können, wird auch von anderen großen Softwarefirmen wie Apple, Amazon, und besonders Google vorangetrieben. Der große Innovationsdruck innerhalb der Wirtschaft wirkt sich auch zunehmen auf ästhetisch- und wissensorientierte Bereiche aus. Eine große Herausforderungen für Künstler:innen und Forschende stellen neben den sehr komplexen Algorithmen und Software-Frameworks die immens hohe Hardware-seitigen Anforderung dar. Selbst Forschungsbereiche von namenhaften Universitäten, zweifeln mittlerweile an Ihren Möglichkeiten, mit den Entwicklungen der Golbal Software Player mitzuhalten, wie ich in einem Recherchegespräch mit einer Wissenschaftlerin erfahren habe.

Die Beschäftigung mit der Thematik ist nicht abgeschlossen und bleibt weiterhin politisch und gesellschaftlich relevant.

Eingehende Beschäftigung mit Sprachsynthesemethoden. Durch die beschränkte Veröffentlichung von GPT-3 im September letzten Jahres ist das Gebiet der sprachbezogenen Machine Learning Forschung ziemlich durchgerüttelt worden. Hinter GPT-3 steckt der Verein OpenAI, mittlerweile hauptsächlich von Microsoft unterstützt. Die profitorientierte Forschung an Systemen, die Flexibel und möglichst intuitiv mit Sprache umgehen können, wird auch von anderen großen Softwarefirmen wie Apple, Amazon, und besonders Google vorangetrieben. Der große Innovationsdruck innerhalb der Wirtschaft wirkt sich auch zunehmen auf ästhetisch- und wissensorientierte Bereiche aus. Eine große Herausforderungen für Künstler:innen und Forschende stellen neben den sehr komplexen Algorithmen und Software-Frameworks die immens hohe Hardware-seitigen Anforderung dar. Selbst Forschungsbereiche von namenhaften Universitäten, zweifeln mittlerweile an Ihren Möglichkeiten, mit den Entwicklungen der Golbal Software Player mitzuhalten, wie ich in einem Recherchegespräch mit einer Wissenschaftlerin erfahren habe.

Die Beschäftigung mit der Thematik ist nicht abgeschlossen und bleibt weiterhin politisch und gesellschaftlich relevant.

Ein kurzes Feature über die dramaturgischen Gestaltungsmöglichkeiten der Musik. Am Beispiel des Happy Ends wird die Funktionsweise von Kadenzen anschaulich erklärt. Die harmonische Figur, die als Anhörungsmaterial herangezogen wird, ist äußerst populär, wie die angoespielten Beispiele aus der Popmusik zeigen.

Die australische Band Axis of Awesom ist sogar berühmt geworden mit den 4 Harmonien. Four Chords. Ironischerweise war der Song ursprünglich aus Verdruss über die harmonische Eintönigkeit in der Popmusik geschrieben worden, wie Benny Davis, Gründer und Kopf der Band im großartigen Podcast Twenty Thousand Hertz erzählt.

Erschienen im Tonie Podcast Folge 13.

Ein kurzes Feature über die dramaturgischen Gestaltungsmöglichkeiten der Musik. Am Beispiel des Happy Ends wird die Funktionsweise von Kadenzen anschaulich erklärt. Die harmonische Figur, die als Anhörungsmaterial herangezogen wird, ist äußerst populär, wie die angoespielten Beispiele aus der Popmusik zeigen.

Die australische Band Axis of Awesom ist sogar berühmt geworden mit den 4 Harmonien. Four Chords. Ironischerweise war der Song ursprünglich aus Verdruss über die harmonische Eintönigkeit in der Popmusik geschrieben worden, wie Benny Davis, Gründer und Kopf der Band im großartigen Podcast Twenty Thousand Hertz erzählt.

Erschienen im Tonie Podcast Folge 13.

Transcript

Ein Kurzhörspiel über die Sounds rund um verschiedene berufliche Tätigkeiten.
Ob am Schreibtisch, auf der Baustelle, unter Wasser oder im Auto, jeder Beruf hat eine spezifische Klangsignatur.
Die Collage aus Interviews und Feldaufnahmen ist im Tonie Podcast Folge 12 erschienen.

Besonderer Dank an Rainbow Music in Düsseldorf Flingern, denen das schöne Gitarren-Outro zu verdanken ist.

Ein Kurzhörspiel über die Sounds rund um verschiedene berufliche Tätigkeiten.
Ob am Schreibtisch, auf der Baustelle, unter Wasser oder im Auto, jeder Beruf hat eine spezifische Klangsignatur.
Die Collage aus Interviews und Feldaufnahmen ist im Tonie Podcast Folge 12 erschienen.

Besonderer Dank an Rainbow Music in Düsseldorf Flingern, denen das schöne Gitarren-Outro zu verdanken ist.

Risse und Falten

20.02.2021

/*
as a result of what i may call
nothing can be more important.
geography.
history.
the green thing is still there. long. fluid. twisting around the neck of a dying horse.
head, shoulders. knee.
after a while i began to realize,
but it was gone all to soon.
sun rises. night falls.
left alone. right?
katzen. schnappen. nach . .
luft. air. hair. hat. da.
it had held her.
at a funeral.
in the city.
am morgen.
was denn da? what then there?
morning.
*/

/*
as a result of what i may call
nothing can be more important.
geography.
history.
the green thing is still there. long. fluid. twisting around the neck of a dying horse.
head, shoulders. knee.
after a while i began to realize,
but it was gone all to soon.
sun rises. night falls.
left alone. right?
katzen. schnappen. nach . .
luft. air. hair. hat. da.
it had held her.
at a funeral.
in the city.
am morgen.
was denn da? what then there?
morning.
*/

ein recht willst du
dir geltend machen,
mehr als dem rest
du gelten lässt.
\
auf einem pfosten stehend
schaust du
wer noch
schaut auf den rest
\
und
willst dass man das sieht
wie du sehend
siehst
und
siehst dann nichts
weil ganz
verblendet deine sicht vom sehen
\
dein gesicht umrankt
das leben tankt
im takt
die falten sich
vertiefen
\
das sein allein
allein das sein
nein, sein allein
das
reicht
\
nicht.
\
noch nicht
reicht das aus
das ausreichen
noch nicht
erreicht.
\
das ausreichen errichten
das reichen von.
das reichen von
bis.
\
von
\
und bis es reicht
reicht das was
ist noch nicht.
\
reicht reichen nicht
und armen nicht
die arme sind zu kurz
zu klein die hände um.
\
und lang noch nicht
zu lang und weit
zum langen. nein
langt nicht.
\
und dann
und dann
und dann vielleicht

ein recht willst du
dir geltend machen,
mehr als dem rest
du gelten lässt.
\
auf einem pfosten stehend
schaust du
wer noch
schaut auf den rest
\
und
willst dass man das sieht
wie du sehend
siehst
und
siehst dann nichts
weil ganz
verblendet deine sicht vom sehen
\
dein gesicht umrankt
das leben tankt
im takt
die falten sich
vertiefen
\
das sein allein
allein das sein
nein, sein allein
das
reicht
\
nicht.
\
noch nicht
reicht das aus
das ausreichen
noch nicht
erreicht.
\
das ausreichen errichten
das reichen von.
das reichen von
bis.
\
von
\
und bis es reicht
reicht das was
ist noch nicht.
\
reicht reichen nicht
und armen nicht
die arme sind zu kurz
zu klein die hände um.
\
und lang noch nicht
zu lang und weit
zum langen. nein
langt nicht.
\
und dann
und dann
und dann vielleicht

Der Rundfunkstaatsvertrag heißt jetzt Medienstaatsvertrag und wirkt wie ein naiv vorgehaltenes Feigenblatt für die Ohnmacht gegenüber den großen Content-Providern. Ähnlich wie die DSGVO-Cookie-Richtlinien sind die Ideen hinter der Neuauflage des Medienstaatsvertrags gut gemeint, haben aber keinerlei Schlagkraft gegen die großen Internet-Monopole. Diese warten entweder mit ausgeklügelten juristischen Konstrukten gegen die Datenschutzideen auf oder aber untergraben die Regelungen auf technischer ebene. Wie viel IT-Kompetenz kann schon von einer Politik erwartet werden, die sich mit Tabletauslieferungen an Grundschulen als Digitalisierungskonzept rühmt?

Die Schlinge um die Nutzer*innen zieht sich immer weiter zu. Sich als Individuum eindeutig ansprechbar (und ausbeutbar) zu machen, wird schrittweise unausweichlicher. Fest verbaute Simkarten lassen grüßen. Problematisch daran sind weniger die Geschäftspraktiken der IT-Unternehmen, als vielmehr die Bereitschaft der meisten Menschen, in den gemütlich warmen Kochtopf zu hüpfen. Und genau das ist der wunde Punkt des neuen Medienstaatsvertrags. Er suggeriert die Alternativlosigkeit der Sprachassistenten, "sozialen"-Medien und großen Suchmaschinen. Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten arbeiten sich noch immer an ihrem Trauma der 80er Jahre ab und schaffen es nicht, eine selbstbewusste Haltung gegenüber dem Privat- (und damit Quoten-) Fernsehen einzunehmen. Mit dem Internet verhält es sich zunächst ähnlich. Die öffentlich-rechtlichen nehmen das World-Wide-Web als einen Trend neben Blue-Jeans und Skateboard anfänglich nicht besonders ernst. Das ändert sich im laufe der 00er und 10er jahre. 2015 gibt das ZDF ein unabhängiges Gutachten in Auftrag, das den "nicht-linearen" Angeboten im Internet eine größere Nutzungsfreundlichkeit attestiert und gleichzeitig die

(..) Aspekte(n) einer neuen Machtkonzentration in den Händen weniger großer, global agierender Konzerne bis hin zu den gesellschaftlichen Aspekten der „Echo-Chambers“.

analysiert. Leider kommt das Gutachten nicht über einen Status quo Bericht hinaus und bestätigt ein weiteres Mal den Verdacht, dass der Diskurs um das Internet als Übertragsungsmedium in der Hauptsache eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für Jurist:innen zu sein scheint.

Eine der wichtigsten Fundamente des Erfolgs der Silicon-Valley Giganten stellt eine amerikanische Reglung von 1996 dar. Das jüngst ausgerechnet von republikanischer Seite in die Kritik geratene Gesetz Section 230 of the Communications Decency Act unterscheidet IT-Unternehmen in zwei Kategorien. Demnach sind Provider in Abgrenzung zu Publisher nicht für die auf ihren Webseiten veröffentlichten Inhalte verantwortlich, da sie "nur" die Infrastruktur für ihre Nutzer:innen bereitstellen. Tatsächlich ist es mittlerweile fast schon eine Binse, dass vermeintliche Designentscheidungen große Eingriffe auf inhaltlicher Ebene bedeuten können. Die so harmlos wirkenden "Doodles" auf Googles Startseite können die Politik eines Landes im großen Stil beeinflussen, wie ein amerikanischer Psychologe in einer Senatsanhörung 2019 darlegt.

Welchen enormen Einfluss die erwiesenermaßen vorurteilbelasteten Autovervollständigungsvorschläge und Algorithmen zum kuratieren von sog. Newsfeeds haben, scheint der neue Medienstaatsvertrag anzuerkennen. So verlangt er von Plattformen, die öffentlich-rechtlich finanzierte Inhalte zur Verfügung stellen, eine Offenlegung der Sortierungsregeln bzw. schreibt eine "sachliche" Sortierung (z.B. Alphabetisch) vor. Das wirkt leider ähnlich progressiv, wie die Medienkonferenzserie zur EU-Medienpolitik, deren Botschafter vor Bücherregalen die neuen Medien erklären. Etwa zeitgleich stellt Google sein News Showcase vor, in dessen Rahmen exklusiv-Verträge mit "Partnermedien" rund um die Welt abgeschlossen und dabei eine Milliarden Dollar ausschüttet werden sollen. Ein großer saftiger Angelhaken der mehr an Timm Thaler, als an unabhängigen Journalismus denken lässt. Trotzdem machen Alle mit, weil es ein Angebot ist, das man nicht ablehnen kann. Zu groß ist die Angst, in einen Wettbewerbsnachteil gegenüber den von Google gesponserten Medienverlagen zu geraten.

Die Kapitulation vor der behaupteten Alternativlosigkeit scheint den Abgesang der öffentlich-rechtlichen zu besiegeln. Diagnose: Selbstmord aus Angst vor dem Tod.

weiterführende links: medienkonferenz 2020, abmahnung als strategie im politischen meinungskampf, google als mäzen, facebook als rechte empörungsmaschine, reflexion der taz

Der Rundfunkstaatsvertrag heißt jetzt Medienstaatsvertrag und wirkt wie ein naiv vorgehaltenes Feigenblatt für die Ohnmacht gegenüber den großen Content-Providern. Ähnlich wie die DSGVO-Cookie-Richtlinien sind die Ideen hinter der Neuauflage des Medienstaatsvertrags gut gemeint, haben aber keinerlei Schlagkraft gegen die großen Internet-Monopole. Diese warten entweder mit ausgeklügelten juristischen Konstrukten gegen die Datenschutzideen auf oder aber untergraben die Regelungen auf technischer ebene. Wie viel IT-Kompetenz kann schon von einer Politik erwartet werden, die sich mit Tabletauslieferungen an Grundschulen als Digitalisierungskonzept rühmt?

Die Schlinge um die Nutzer*innen zieht sich immer weiter zu. Sich als Individuum eindeutig ansprechbar (und ausbeutbar) zu machen, wird schrittweise unausweichlicher. Fest verbaute Simkarten lassen grüßen. Problematisch daran sind weniger die Geschäftspraktiken der IT-Unternehmen, als vielmehr die Bereitschaft der meisten Menschen, in den gemütlich warmen Kochtopf zu hüpfen. Und genau das ist der wunde Punkt des neuen Medienstaatsvertrags. Er suggeriert die Alternativlosigkeit der Sprachassistenten, "sozialen"-Medien und großen Suchmaschinen. Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten arbeiten sich noch immer an ihrem Trauma der 80er Jahre ab und schaffen es nicht, eine selbstbewusste Haltung gegenüber dem Privat- (und damit Quoten-) Fernsehen einzunehmen. Mit dem Internet verhält es sich zunächst ähnlich. Die öffentlich-rechtlichen nehmen das World-Wide-Web als einen Trend neben Blue-Jeans und Skateboard anfänglich nicht besonders ernst. Das ändert sich im laufe der 00er und 10er jahre. 2015 gibt das ZDF ein unabhängiges Gutachten in Auftrag, das den "nicht-linearen" Angeboten im Internet eine größere Nutzungsfreundlichkeit attestiert und gleichzeitig die

(..) Aspekte(n) einer neuen Machtkonzentration in den Händen weniger großer, global agierender Konzerne bis hin zu den gesellschaftlichen Aspekten der „Echo-Chambers“.

analysiert. Leider kommt das Gutachten nicht über einen Status quo Bericht hinaus und bestätigt ein weiteres Mal den Verdacht, dass der Diskurs um das Internet als Übertragsungsmedium in der Hauptsache eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für Jurist:innen zu sein scheint.

Eine der wichtigsten Fundamente des Erfolgs der Silicon-Valley Giganten stellt eine amerikanische Reglung von 1996 dar. Das jüngst ausgerechnet von republikanischer Seite in die Kritik geratene Gesetz Section 230 of the Communications Decency Act unterscheidet IT-Unternehmen in zwei Kategorien. Demnach sind Provider in Abgrenzung zu Publisher nicht für die auf ihren Webseiten veröffentlichten Inhalte verantwortlich, da sie "nur" die Infrastruktur für ihre Nutzer:innen bereitstellen. Tatsächlich ist es mittlerweile fast schon eine Binse, dass vermeintliche Designentscheidungen große Eingriffe auf inhaltlicher Ebene bedeuten können. Die so harmlos wirkenden "Doodles" auf Googles Startseite können die Politik eines Landes im großen Stil beeinflussen, wie ein amerikanischer Psychologe in einer Senatsanhörung 2019 darlegt.

Welchen enormen Einfluss die erwiesenermaßen vorurteilbelasteten Autovervollständigungsvorschläge und Algorithmen zum kuratieren von sog. Newsfeeds haben, scheint der neue Medienstaatsvertrag anzuerkennen. So verlangt er von Plattformen, die öffentlich-rechtlich finanzierte Inhalte zur Verfügung stellen, eine Offenlegung der Sortierungsregeln bzw. schreibt eine "sachliche" Sortierung (z.B. Alphabetisch) vor. Das wirkt leider ähnlich progressiv, wie die Medienkonferenzserie zur EU-Medienpolitik, deren Botschafter vor Bücherregalen die neuen Medien erklären. Etwa zeitgleich stellt Google sein News Showcase vor, in dessen Rahmen exklusiv-Verträge mit "Partnermedien" rund um die Welt abgeschlossen und dabei eine Milliarden Dollar ausschüttet werden sollen. Ein großer saftiger Angelhaken der mehr an Timm Thaler, als an unabhängigen Journalismus denken lässt. Trotzdem machen Alle mit, weil es ein Angebot ist, das man nicht ablehnen kann. Zu groß ist die Angst, in einen Wettbewerbsnachteil gegenüber den von Google gesponserten Medienverlagen zu geraten.

Die Kapitulation vor der behaupteten Alternativlosigkeit scheint den Abgesang der öffentlich-rechtlichen zu besiegeln. Diagnose: Selbstmord aus Angst vor dem Tod.

weiterführende links: medienkonferenz 2020, abmahnung als strategie im politischen meinungskampf, google als mäzen, facebook als rechte empörungsmaschine, reflexion der taz

25.06.2020

Die Viren setzen auch den Kulturinstitutionen zu. Unter den zahlreichen Telefon-Performances, Zoom- und Parkhausinszenierungen sticht eine Produktion der Festspiele Zürich heraus: Der Mensch. In der 4. Episode Offertorium erklingt ein unglaublich schönes Arrangement von Franz Schuberts: Gesang der Geister über den Wassern. Die Komposition basiert auf einem Gedicht Goethes, den die erhabene Begegnung mit einem Wasserfalls in der Schweiz zu einer Meditation über die menschliche Seele anregt:
»Des Menschen Seele/ Gleicht dem Wasser:/ Vom Himmel kommt es,/ Zum Himmel steigt es,/ Und wieder nieder/ Zur Erde muss es,/ Ewig wechselnd.[..]«
Im Kontext der sich tröpfchenweise verbreitenden Viren erscheint dieses Stück überaus passend. Es geht dabei auch um die Atmosphäre als lebensbedingende Voraussetzung, die Luft, die im Zusammenspiel mit der Sonne das Wasser zirkulieren lässt. Als ein Atmen der Welt. Es flüstern die Geister im Wind, die Luft schwingt.
Der Atem als Sitz der Seele. Die Luftbewegung der Lungen als erster und letzter Austausch mit den atmosphärischen Existenzen.
Und das Sprechen? Erst mal einatmen, dann loslabern, die Luft in Schwingung bringen. Die Aerosole tanzen.
Der Welt geht die Puste aus, könnte man sagen. Der Jetstream wird langsamer, das Atmen stellt wahlweise eine Gefahr für sich selbst oder die Anderen dar. Da kommt eine Erinnerung an die Vergänglichkeit der menschlichen Existenz doch gar nicht so ungelegen.
»Seele des Menschen,/ Wie gleichst du dem Wasser!/ Schicksal des Menschen,/ Wie gleichst du dem Wind!«

Die Viren setzen auch den Kulturinstitutionen zu. Unter den zahlreichen Telefon-Performances, Zoom- und Parkhausinszenierungen sticht eine Produktion der Festspiele Zürich heraus: Der Mensch. In der 4. Episode Offertorium erklingt ein unglaublich schönes Arrangement von Franz Schuberts: Gesang der Geister über den Wassern. Die Komposition basiert auf einem Gedicht Goethes, den die erhabene Begegnung mit einem Wasserfalls in der Schweiz zu einer Meditation über die menschliche Seele anregt:
»Des Menschen Seele/ Gleicht dem Wasser:/ Vom Himmel kommt es,/ Zum Himmel steigt es,/ Und wieder nieder/ Zur Erde muss es,/ Ewig wechselnd.[..]«
Im Kontext der sich tröpfchenweise verbreitenden Viren erscheint dieses Stück überaus passend. Es geht dabei auch um die Atmosphäre als lebensbedingende Voraussetzung, die Luft, die im Zusammenspiel mit der Sonne das Wasser zirkulieren lässt. Als ein Atmen der Welt. Es flüstern die Geister im Wind, die Luft schwingt.
Der Atem als Sitz der Seele. Die Luftbewegung der Lungen als erster und letzter Austausch mit den atmosphärischen Existenzen.
Und das Sprechen? Erst mal einatmen, dann loslabern, die Luft in Schwingung bringen. Die Aerosole tanzen.
Der Welt geht die Puste aus, könnte man sagen. Der Jetstream wird langsamer, das Atmen stellt wahlweise eine Gefahr für sich selbst oder die Anderen dar. Da kommt eine Erinnerung an die Vergänglichkeit der menschlichen Existenz doch gar nicht so ungelegen.
»Seele des Menschen,/ Wie gleichst du dem Wasser!/ Schicksal des Menschen,/ Wie gleichst du dem Wind!«

02.06.2020

mitten in der virenwelle. die straßen werden wieder mehr befahren, der ganze alltag halb-normal. nur die augen lächeln noch. kontaktlos.
erst die entgleisten züge beginnen zu existieren. die kontinuierlich zur verfügung stehenden infrastrukturen entbinden sich der selbstverständlichkeit. der fluss der zeit ist ein fluss, der seine ufer mitführt. so ungefähr würde musil es vielleicht beschreiben. genesis p-orridge als personifizierte kontingenz ist vor kurzem gestorben. in der tollen interview reihe synesthesia von tony oursler beschreibt genesis p-orridge die selbstauferlegten veränderungszwänge. wie ein umgestülpter mönch (bzw. eine nonne).
wer kann den normalfall garantieren? für wen? für einen moment erlangen die normalen leute einblick in die normalität selbstständig arbeitender menschen: in die zukunft sind keine schienen verlegt. das ist auch eine form der umstülpung. zum abschluss noch mal musil: der zug der zeit ist ein zug, der seine schienen vor sich her rollt.

mitten in der virenwelle. die straßen werden wieder mehr befahren, der ganze alltag halb-normal. nur die augen lächeln noch. kontaktlos.
erst die entgleisten züge beginnen zu existieren. die kontinuierlich zur verfügung stehenden infrastrukturen entbinden sich der selbstverständlichkeit. der fluss der zeit ist ein fluss, der seine ufer mitführt. so ungefähr würde musil es vielleicht beschreiben. genesis p-orridge als personifizierte kontingenz ist vor kurzem gestorben. in der tollen interview reihe synesthesia von tony oursler beschreibt genesis p-orridge die selbstauferlegten veränderungszwänge. wie ein umgestülpter mönch (bzw. eine nonne).
wer kann den normalfall garantieren? für wen? für einen moment erlangen die normalen leute einblick in die normalität selbstständig arbeitender menschen: in die zukunft sind keine schienen verlegt. das ist auch eine form der umstülpung. zum abschluss noch mal musil: der zug der zeit ist ein zug, der seine schienen vor sich her rollt.

27.05.2020

Es lässt sich nicht zu einer verbindlichen Wahrheit vordringen. nur: Überzeugung, Überredung, Glauben oder Meinung. Als un-wissender scheint mir die Aufgabe in der Hauptsache darin zu bestehen, sich zwischen den Paradoxien nicht die Finger einzuklemmen.
Seitdem das Konzept der Objektivität als Konstruktion entlarvt worden ist, scheint das Wissen mehr soziale Vereinbarung, als "Übereinstimmung mit dem Objekt" zu sein. Andererseits: der Schmerz kann trotz seines subjektiven Charakters eine Erfahrung von Objektivität mitbringen: Ein eingeklemmter Finger tut immer weh, egal an welchem Arm er hängt.

Es lässt sich nicht zu einer verbindlichen Wahrheit vordringen. nur: Überzeugung, Überredung, Glauben oder Meinung. Als un-wissender scheint mir die Aufgabe in der Hauptsache darin zu bestehen, sich zwischen den Paradoxien nicht die Finger einzuklemmen.
Seitdem das Konzept der Objektivität als Konstruktion entlarvt worden ist, scheint das Wissen mehr soziale Vereinbarung, als "Übereinstimmung mit dem Objekt" zu sein. Andererseits: der Schmerz kann trotz seines subjektiven Charakters eine Erfahrung von Objektivität mitbringen: Ein eingeklemmter Finger tut immer weh, egal an welchem Arm er hängt.

rockzipfel.jpg

01.03.2020

jetzt wieder. schreiben. und das schreiben ist doch immer wieder nur ein hinterher-schreiben.im freitag, der jede woche schon am donnerstag geliefert wird hast du von den neuen enden gelesen. etwas geht zuende. immer wieder und rainald goetz schweigt. haben sie gesagt. rainald goetz schweigt angeblich seit acht jahren und im bayrischen rundfunk sagen sie das auch. du hast dir angehört was sie sagen und du merkst, du bist da an etwas dran. oder vielmehr du bist da etwas hinterher? rainald goetz habe der wirklichkeit hinterhergeschrieben. und dann ließt du bei goetz, was der da so geschrieben hat. toll. das mit dem schlitzen in klagenfurt. schreibst du einem hinterher, der hinterhergeschrieben hat? das fühlt sich seltsam an. brock beschreibt den unterschied zwischen epigonentum und epigonalität, ist aber vielleicht auch gar nicht so relevant.
kannst du einen schritt zur seite machen? du willst eigentlich nicht irgendwo hinterher sein. aber nicht, weil das hinterher sein schlecht wäre, eher, weil implizit ein hinterher sein immer auch von einem einholen spricht. oder überholen. da machst du doch gar nicht mit. daran glaubst du doch gar nicht, an diese versionen von erfolg und persönlicher entfaltung und diesem ganzen zeug. ist es nicht viel eher ein abholen, das dich interessiert? ein abholen und aufheben und weitergeben? oder abgeben? oder schwingt da auch ein überheben mit?
scheinbar gibt es etwas, das mit dem verschwinden der BRD, also so ungefähr mit deiner geburt, verschwunden ist. oder aufgetaucht. oder unter- und ab-? oder hast du dich beim eintauchen in diese nostalgischen hass-gefühle, in diese selbstzerstörerischen fortschrittsverweigerungen einfach nur ein bisschen verlaufen? dabei ist es ja gar nicht ein gegen-den-fortschritt als vielmehr ein bedürfnis nach einem anderen fortschritt. vielleicht muss man fortschritt eine weile mit v schreiben. vortschritt. das ist ein bisschen schon wie der schritt zur seite. dann kann man auch das t weglassen, dann heißt es: vorschritt. also ein übersprung. über den fortschritt hinaus, oder daneben weg, oder wie auch immer, jedenfalls etwas hinter dir lassen.
ja vielleicht auch ein hintritt. vortreten, hinstellen, hintreten, hinfallen. so wie kniekehlen aufschürfen. das ist dir auch schon mal passiert. vorschritt und hintreten, wo es anders wäre. anders sein könnte. und dann das ganze unterbrechen. das war schon mal thema.

jetzt wieder. schreiben. und das schreiben ist doch immer wieder nur ein hinterher-schreiben.im freitag, der jede woche schon am donnerstag geliefert wird hast du von den neuen enden gelesen. etwas geht zuende. immer wieder und rainald goetz schweigt. haben sie gesagt. rainald goetz schweigt angeblich seit acht jahren und im bayrischen rundfunk sagen sie das auch. du hast dir angehört was sie sagen und du merkst, du bist da an etwas dran. oder vielmehr du bist da etwas hinterher? rainald goetz habe der wirklichkeit hinterhergeschrieben. und dann ließt du bei goetz, was der da so geschrieben hat. toll. das mit dem schlitzen in klagenfurt. schreibst du einem hinterher, der hinterhergeschrieben hat? das fühlt sich seltsam an. brock beschreibt den unterschied zwischen epigonentum und epigonalität, ist aber vielleicht auch gar nicht so relevant.
kannst du einen schritt zur seite machen? du willst eigentlich nicht irgendwo hinterher sein. aber nicht, weil das hinterher sein schlecht wäre, eher, weil implizit ein hinterher sein immer auch von einem einholen spricht. oder überholen. da machst du doch gar nicht mit. daran glaubst du doch gar nicht, an diese versionen von erfolg und persönlicher entfaltung und diesem ganzen zeug. ist es nicht viel eher ein abholen, das dich interessiert? ein abholen und aufheben und weitergeben? oder abgeben? oder schwingt da auch ein überheben mit?
scheinbar gibt es etwas, das mit dem verschwinden der BRD, also so ungefähr mit deiner geburt, verschwunden ist. oder aufgetaucht. oder unter- und ab-? oder hast du dich beim eintauchen in diese nostalgischen hass-gefühle, in diese selbstzerstörerischen fortschrittsverweigerungen einfach nur ein bisschen verlaufen? dabei ist es ja gar nicht ein gegen-den-fortschritt als vielmehr ein bedürfnis nach einem anderen fortschritt. vielleicht muss man fortschritt eine weile mit v schreiben. vortschritt. das ist ein bisschen schon wie der schritt zur seite. dann kann man auch das t weglassen, dann heißt es: vorschritt. also ein übersprung. über den fortschritt hinaus, oder daneben weg, oder wie auch immer, jedenfalls etwas hinter dir lassen.
ja vielleicht auch ein hintritt. vortreten, hinstellen, hintreten, hinfallen. so wie kniekehlen aufschürfen. das ist dir auch schon mal passiert. vorschritt und hintreten, wo es anders wäre. anders sein könnte. und dann das ganze unterbrechen. das war schon mal thema.

02.10.2019

Musikvideo Mirrors & Money filmen für die Düsseldorfer Band Love Machine. Ein schöner Dreh. Im WP8 am Worringer Platz. Beim Filmen fühlte es sich mehr nach Dokumentieren als Inszenieren an.
Konzept und Schnitt von Richard Eisenach.

Musikvideo Mirrors & Money filmen für die Düsseldorfer Band Love Machine. Ein schöner Dreh. Im WP8 am Worringer Platz. Beim Filmen fühlte es sich mehr nach Dokumentieren als Inszenieren an.
Konzept und Schnitt von Richard Eisenach.

14.01.2019

verflüchtigen und fixieren
meine angst vor der fixierung von fluechtigen, performativen momenten – z.b. dem akustischen aufzeichnen von gesprochenen gedanken auf einem spaziergang – stellt sich mehr oder weniger als quatsch heraus. es ist nicht das fixieren, tue ich das ja schon allein durch die aufnahme. es ist eher die angst vor einem kondensieren des fixierten materials. wieder anhoeren, zerschneiden, weglassen, eine art roten faden zu finden usf. die angst davor bezieht sich auf das moegliche ergebnis, dass sich kein roter faden finden laesst und das ganze "gequassel" nur "gequirlte scheisse" ist bzw. war. mir faellt auf, dass lesen [ ablenken: lesen statt schreiben ] in gewisser weise etwas fixiertes wieder verfluechtigt. die festgehaltenen gedanken verfluessigen sich beim rezipieren, assoziationen gesellen sich zu den gedanken der autorin [ hermeneutik ]. etwas festgehaltenes kann also jederzeit wieder verfluechtigt werden, vielleicht ist es sogar moeglich, eine fluechtigkeit in das festhalten selbst einzuschreiben.

verflüchtigen und fixieren
meine angst vor der fixierung von fluechtigen, performativen momenten – z.b. dem akustischen aufzeichnen von gesprochenen gedanken auf einem spaziergang – stellt sich mehr oder weniger als quatsch heraus. es ist nicht das fixieren, tue ich das ja schon allein durch die aufnahme. es ist eher die angst vor einem kondensieren des fixierten materials. wieder anhoeren, zerschneiden, weglassen, eine art roten faden zu finden usf. die angst davor bezieht sich auf das moegliche ergebnis, dass sich kein roter faden finden laesst und das ganze "gequassel" nur "gequirlte scheisse" ist bzw. war. mir faellt auf, dass lesen [ ablenken: lesen statt schreiben ] in gewisser weise etwas fixiertes wieder verfluechtigt. die festgehaltenen gedanken verfluessigen sich beim rezipieren, assoziationen gesellen sich zu den gedanken der autorin [ hermeneutik ]. etwas festgehaltenes kann also jederzeit wieder verfluechtigt werden, vielleicht ist es sogar moeglich, eine fluechtigkeit in das festhalten selbst einzuschreiben.

koerperkonf.jpg

02.01.2019

erkenntnis: schon versagt
die versagensangst ist eine selbsterfuellende prophezeiung. sie erzeugt erst das versagen durch das bewusstsein der leerstelle, die entweder aus einer unterlassenen handlung oder dem unterlassen einer handlung hervorgeht.

erkenntnis: schon versagt
die versagensangst ist eine selbsterfuellende prophezeiung. sie erzeugt erst das versagen durch das bewusstsein der leerstelle, die entweder aus einer unterlassenen handlung oder dem unterlassen einer handlung hervorgeht.

26.11.2018

für das sparschwein, da recken sich die geizhälse./
im dichten nebel des morgengrauens steht die dicke nichte im morgenmantel./
aber sie kann es nicht beweisen./
sie muss sich entscheiden./

entspannt blickt sie der gelassenen zukunft entgegen (/hinterher)./
entlassener erwachsener blickt sich stumm um/
die hyperrealität ist eine abgebrannte kräuterzigarette zwischen den zehen der unendlichkeit.

für das sparschwein, da recken sich die geizhälse./
im dichten nebel des morgengrauens steht die dicke nichte im morgenmantel./
aber sie kann es nicht beweisen./
sie muss sich entscheiden./

entspannt blickt sie der gelassenen zukunft entgegen (/hinterher)./
entlassener erwachsener blickt sich stumm um/
die hyperrealität ist eine abgebrannte kräuterzigarette zwischen den zehen der unendlichkeit.

25.11.2018

: Nee, aber also äh. ich bewege mich erstmal durch’n raum und dabei kann es sein, dass mein Körper irgendwie in das Gesicht eines anderen…Körpers…
l: …rutscht…
f: rutscht, aber ich, niemand weiss halt davon, weil also es tut halt dann, irgendne empfindung ist da. aber du weiss nicht woher die kommt und
l: wer die hat.
f: wer die hat, so und dann entwickelst du die idee… von dir selbst und von deinem arm… und ab irgendnem punkt kommt eben die diese reproduzierbarkeit rein das du weisst jetzt ist nicht alles bewegung einfach sondern ich kann halt ausholen und irgendwie jemand son richtigen schwinger verpassen. so und also die fra…vielleicht ist das auch gar nicht so wichtig wie man dahin kommt. die die these vorhin war, dass man das durch imitation irgendwie dann, oder dann öh ja doch, durch identifizierung
l: nachahmung
f: du identifizierst dich
l: Du schaust jemandem dabei zu wie er eine Handlung von Anfang bis Ende vollführt
f: Und danach nochmal, nochmal drauf-sch-sch-schlägt

laborarbeit

: Nee, aber also äh. ich bewege mich erstmal durch’n raum und dabei kann es sein, dass mein Körper irgendwie in das Gesicht eines anderen…Körpers…
l: …rutscht…
f: rutscht, aber ich, niemand weiss halt davon, weil also es tut halt dann, irgendne empfindung ist da. aber du weiss nicht woher die kommt und
l: wer die hat.
f: wer die hat, so und dann entwickelst du die idee… von dir selbst und von deinem arm… und ab irgendnem punkt kommt eben die diese reproduzierbarkeit rein das du weisst jetzt ist nicht alles bewegung einfach sondern ich kann halt ausholen und irgendwie jemand son richtigen schwinger verpassen. so und also die fra…vielleicht ist das auch gar nicht so wichtig wie man dahin kommt. die die these vorhin war, dass man das durch imitation irgendwie dann, oder dann öh ja doch, durch identifizierung
l: nachahmung
f: du identifizierst dich
l: Du schaust jemandem dabei zu wie er eine Handlung von Anfang bis Ende vollführt
f: Und danach nochmal, nochmal drauf-sch-sch-schlägt

laborarbeit

23.09.2018

es gibt nichts gutes, außer man tut es.

es gibt nichts gutes, außer man tut es.

29.10.2017

fragezeichen. unter freiem himmel ist dein selbsterfundener ritt in das ungewisse etwas mein einziger trost. das lachen bleibt mir in der kehle stecken. steckt tief drinnen am adamsapfel vorbei ist es nicht mehr gekommen. etwas links, etwas runter, da oder so. ein einziger kleiner trost trotz sinkender kinder. im kostüm von der ermordeten butterblume winden sich die lappen des vertagten vorhabens. vorzeitiger umsturz von fingerübungsplänen oder freifahrtsversprechen. die angst ist überall. spürt sich in der nase auf, sich selbst am geruch verraten. vorläufig noch nichts von den verlangen der zukunft gewusst. in ohnmacht umhertaumelnd fertige schwitzränder unter den fensterläden festhalten. verteilen mit jedem bisschen anmut das ich in den tiefen laschen taschen des löchrigen lederhöschens finde. du weißt genau so gut wie ich, dass diese jahreszeit eine ganz besondere ist. von den fallenden abgesehen hat jeder schnalzer seinen platz. im heu, im stroh, im dachstuhl, unter dem stein, in höhlen und hohlen holzbalken, auf sesseln vor fenstern, in zwischenräumen von drahtseilabsperrungen, im aufzug und der umzugskabine, hinter hohen häusern mit flachen dächern und vor flachen hütten mit spitzen giebeln. zwiebelgeruch steigt zum himmel hinauf. verwandte schauen, ob du noch da bist. du sitzt da, in der hand den hammer. wo sind die nägel? schön gefeilt aufgereiht, aufgetischt als dessert zum zweiten jubiläum. das steht auf dem grabstein. von unten. jetzt schmerzt der kiefer. zittrige hände beschreiben das drückende ziehen am linken rand. schief. und die höcker sind hart. fröstelnd rollst du die fußfinger zusammen und auseinander. schließt die augen. öffnest die lieder und singst von untergehenden ausflugszielen. rettung in sicht als fantastisches zerrbild. zeigefinger gedrückt halten. luft. ein und aus und ein und zum zweiten mal aus. das festhalten erschwert sich durch leichte über-erschütterungen im virtuellen sehfeld. verschüttert und dick gefütterte zahnärzte zahlen bar am bahnhof. wobei... unzusammenhängende gedankenfetzen schlabbern um die ecke. gänen. gähnen ist ein bei tieren und menschen auftretendes reflexartiges verhalten. wie reiszwecken aufsammeln oder bürgersteige hochklappen. vernunft verliert. langsame halbkreisbewegungen beschreiben den wandel der zeit. entlang der verschimmelten erfahrung sträubt sich der mondstaub, bäumt sich auf und blüht wie es halt so geht. saumenden und saumagen senden deutliche signale. schreien aus lauter heiterkeit den namen des zukünftigen glücks aus gls. .. kristall.

fragezeichen. unter freiem himmel ist dein selbsterfundener ritt in das ungewisse etwas mein einziger trost. das lachen bleibt mir in der kehle stecken. steckt tief drinnen am adamsapfel vorbei ist es nicht mehr gekommen. etwas links, etwas runter, da oder so. ein einziger kleiner trost trotz sinkender kinder. im kostüm von der ermordeten butterblume winden sich die lappen des vertagten vorhabens. vorzeitiger umsturz von fingerübungsplänen oder freifahrtsversprechen. die angst ist überall. spürt sich in der nase auf, sich selbst am geruch verraten. vorläufig noch nichts von den verlangen der zukunft gewusst. in ohnmacht umhertaumelnd fertige schwitzränder unter den fensterläden festhalten. verteilen mit jedem bisschen anmut das ich in den tiefen laschen taschen des löchrigen lederhöschens finde. du weißt genau so gut wie ich, dass diese jahreszeit eine ganz besondere ist. von den fallenden abgesehen hat jeder schnalzer seinen platz. im heu, im stroh, im dachstuhl, unter dem stein, in höhlen und hohlen holzbalken, auf sesseln vor fenstern, in zwischenräumen von drahtseilabsperrungen, im aufzug und der umzugskabine, hinter hohen häusern mit flachen dächern und vor flachen hütten mit spitzen giebeln. zwiebelgeruch steigt zum himmel hinauf. verwandte schauen, ob du noch da bist. du sitzt da, in der hand den hammer. wo sind die nägel? schön gefeilt aufgereiht, aufgetischt als dessert zum zweiten jubiläum. das steht auf dem grabstein. von unten. jetzt schmerzt der kiefer. zittrige hände beschreiben das drückende ziehen am linken rand. schief. und die höcker sind hart. fröstelnd rollst du die fußfinger zusammen und auseinander. schließt die augen. öffnest die lieder und singst von untergehenden ausflugszielen. rettung in sicht als fantastisches zerrbild. zeigefinger gedrückt halten. luft. ein und aus und ein und zum zweiten mal aus. das festhalten erschwert sich durch leichte über-erschütterungen im virtuellen sehfeld. verschüttert und dick gefütterte zahnärzte zahlen bar am bahnhof. wobei... unzusammenhängende gedankenfetzen schlabbern um die ecke. gänen. gähnen ist ein bei tieren und menschen auftretendes reflexartiges verhalten. wie reiszwecken aufsammeln oder bürgersteige hochklappen. vernunft verliert. langsame halbkreisbewegungen beschreiben den wandel der zeit. entlang der verschimmelten erfahrung sträubt sich der mondstaub, bäumt sich auf und blüht wie es halt so geht. saumenden und saumagen senden deutliche signale. schreien aus lauter heiterkeit den namen des zukünftigen glücks aus gls. .. kristall.

23.10.2017

inde ich ein haar in der suppe, ist das in ordnung... mehr oder weniger
schlimmer ist, wenn ich nach der suppe zwischen den haaren suchen muss.
von webpack , polyfill oder einem guten "deployment" workflow ist das projekt hier noch weit entfernt. vorerst gibt es ein bisschen entschlackungs- kur. schlank und fit sind bei mir schnupfen und froesteln. auf einmal ist es kalt geworden.

inde ich ein haar in der suppe, ist das in ordnung... mehr oder weniger
schlimmer ist, wenn ich nach der suppe zwischen den haaren suchen muss.
von webpack , polyfill oder einem guten "deployment" workflow ist das projekt hier noch weit entfernt. vorerst gibt es ein bisschen entschlackungs- kur. schlank und fit sind bei mir schnupfen und froesteln. auf einmal ist es kalt geworden.

22.10.2017

ir sitzen in der nacht. lennart weiss, wie es richtig(er) geht. richtig ist wichtig. meine methodik bisher: hausaufgaben in der pause machen.
tja..

ir sitzen in der nacht. lennart weiss, wie es richtig(er) geht. richtig ist wichtig. meine methodik bisher: hausaufgaben in der pause machen.
tja..

22.05.2016

nun ist endlich der erste bergson-kommentar in deleuzes kino I durchgearbeitet. die lektüre muss aber noch wirken, bis ich genau verstehe wie und was mir das helfen kann, was deleuze sich da so zurecht geschummert hat.
leider fand ich gestern [auf dem kinder-trödelmarkt (bzw. trödelmarkt für kindersachen)] in einem öffentlichen bücherschrank ein paar interessante bände. besonders angetan hat es mir camus die pest , was ich meinte schon einmal gelesen zu haben. habe ich aber anscheinend doch nicht (es war wahrscheinlich der fremde ). nun jedenfalls fällt es mir schwer das buch wieder aus der hand zu legen, ist es einmal aufgehoben. obwohl sich vielleicht über den parasiten von serres ein bogen zur pest spannen ließe, so richtig kann ich die geschichte für diese arbeit aber leider nicht verwenden.

nun ist endlich der erste bergson-kommentar in deleuzes kino I durchgearbeitet. die lektüre muss aber noch wirken, bis ich genau verstehe wie und was mir das helfen kann, was deleuze sich da so zurecht geschummert hat.
leider fand ich gestern [auf dem kinder-trödelmarkt (bzw. trödelmarkt für kindersachen)] in einem öffentlichen bücherschrank ein paar interessante bände. besonders angetan hat es mir camus die pest , was ich meinte schon einmal gelesen zu haben. habe ich aber anscheinend doch nicht (es war wahrscheinlich der fremde ). nun jedenfalls fällt es mir schwer das buch wieder aus der hand zu legen, ist es einmal aufgehoben. obwohl sich vielleicht über den parasiten von serres ein bogen zur pest spannen ließe, so richtig kann ich die geschichte für diese arbeit aber leider nicht verwenden.

02.05.2016

ndich ist es soweit. die seite ist online. noch kann ich es niemandem verraten, da ein paar letzte dinge noch erledigt werden muessen. die bilder etwas kleiner komprimieren, projekte hinzufuegen, uebersetzen - es soll moeglichst bald auch eine englische version der seite verfuegbar sein. etwas aufraeumen und eine ganze reihe kleiner optimierungen im code. ich suche noch nach einem guten workflow die seite weiter zu programmieren, dies aber nicht online tun zu muessen. git? https geht schon mal. und mein selbst entwickeltes cms-system ist noch etwas wacklig. da laesst sich auch noch was verbessern. uberspace ist in jedem fall ein super hosting-partner und sehr warm weiter zu empfehlen.

ndich ist es soweit. die seite ist online. noch kann ich es niemandem verraten, da ein paar letzte dinge noch erledigt werden muessen. die bilder etwas kleiner komprimieren, projekte hinzufuegen, uebersetzen - es soll moeglichst bald auch eine englische version der seite verfuegbar sein. etwas aufraeumen und eine ganze reihe kleiner optimierungen im code. ich suche noch nach einem guten workflow die seite weiter zu programmieren, dies aber nicht online tun zu muessen. git? https geht schon mal. und mein selbst entwickeltes cms-system ist noch etwas wacklig. da laesst sich auch noch was verbessern. uberspace ist in jedem fall ein super hosting-partner und sehr warm weiter zu empfehlen.

10.04.2016

vorankommen. wie soll das auch möglich sein, wenn es überhaupt kein wohin gibt. ich trete auf der stelle. der tatendrang-gang steht auf volldampf, aber die ventile sind geschlossen. druck. hochdruck. ich weiß tatsächlich nicht was ich tun soll. statt zu schreiben könnte ich auch auf und ab gehen. kreisen. gravitation. etwas zieht mich hinab. ich kreise weiter, aber die kreise werden kleiner und es wird immer anstrengender. aus dem kreis wird eine spirale, in deren endloser mitte ich um mich selbst kreise. öffne ich nun (währenddessen) ein buch? hans christian dany würde sich anbieten. er schreibt auch von kreisen und spiralen, zwar in einem anderen zusammenhang, aber warum nicht. schneller als die sonne / aus dem rasenden stillstand in eine unbekannte zukunft steht vorne drauf. ich nehme das buch und schlage es irgendwo auf. wie überaus passend - die kapitelüberschrift nichts geht mehr sticht mir in fettgedruckten lettern in die augen. es geht zwar um ein anderes nichts , das nicht mehr geht, aber sei es drum. dany schreibt vom glücksspiel. er erklärt die unendliche permanenz , was beim roulette die stochastische unabhängigkeit der einzelnen ergebnisse meint. schön. die spieler wetten auf eine unbekannte zukunft, wobei die "bank" immer gewinnt, ohne je etwas zu wagen. ein wenig blättere ich noch bevor die einsicht, dass mir das blättern und stöbern jetzt gerade nicht weiterhelfen kann, mich das buch zur seite legen lässt. dabei ist dany doch mit einer der ausgangspunkte für diese auseinandersetzung. der gedanke, sich in der wette auf die zukunft nicht der systematischen ordnung zu fügen, sondern die regeln für eigene zwecke auszunutzen, dieser gedanke resonierte doch so stark: die idee bestand darin, nicht gegen die bank zu spielen, sondern mit ihr zu spielen. gar nicht auf einen gewinn aus zu sein, sondern die 1,35% bzw. 2,7% als gebühr beispielsweise für geldwäsche anzusehen.
was mich an der idee faszinierte, war diese möglichkeit des ausbruchs aus dem system. es zu hacken wenn man so will, wörtlich nach seinen regeln zu spielen und die kapitalistischen konventionen zu vergessen. nach einem ähnlichen weg suche ich nun im system dieser arbeit im system gesellschaft. im gewöhnlichen das außergewöhnliche zu finden? irgendwie ja, irgendwie nein. ich bin mir selbst noch unsicher. das hier ist ja nun erst einmal nur ein sehr kleiner teil des lebens. die arbeit. wohlig möcht ich mich treiben lassen, in den wogen der ungewissheit.

vorankommen. wie soll das auch möglich sein, wenn es überhaupt kein wohin gibt. ich trete auf der stelle. der tatendrang-gang steht auf volldampf, aber die ventile sind geschlossen. druck. hochdruck. ich weiß tatsächlich nicht was ich tun soll. statt zu schreiben könnte ich auch auf und ab gehen. kreisen. gravitation. etwas zieht mich hinab. ich kreise weiter, aber die kreise werden kleiner und es wird immer anstrengender. aus dem kreis wird eine spirale, in deren endloser mitte ich um mich selbst kreise. öffne ich nun (währenddessen) ein buch? hans christian dany würde sich anbieten. er schreibt auch von kreisen und spiralen, zwar in einem anderen zusammenhang, aber warum nicht. schneller als die sonne / aus dem rasenden stillstand in eine unbekannte zukunft steht vorne drauf. ich nehme das buch und schlage es irgendwo auf. wie überaus passend - die kapitelüberschrift nichts geht mehr sticht mir in fettgedruckten lettern in die augen. es geht zwar um ein anderes nichts , das nicht mehr geht, aber sei es drum. dany schreibt vom glücksspiel. er erklärt die unendliche permanenz , was beim roulette die stochastische unabhängigkeit der einzelnen ergebnisse meint. schön. die spieler wetten auf eine unbekannte zukunft, wobei die "bank" immer gewinnt, ohne je etwas zu wagen. ein wenig blättere ich noch bevor die einsicht, dass mir das blättern und stöbern jetzt gerade nicht weiterhelfen kann, mich das buch zur seite legen lässt. dabei ist dany doch mit einer der ausgangspunkte für diese auseinandersetzung. der gedanke, sich in der wette auf die zukunft nicht der systematischen ordnung zu fügen, sondern die regeln für eigene zwecke auszunutzen, dieser gedanke resonierte doch so stark: die idee bestand darin, nicht gegen die bank zu spielen, sondern mit ihr zu spielen. gar nicht auf einen gewinn aus zu sein, sondern die 1,35% bzw. 2,7% als gebühr beispielsweise für geldwäsche anzusehen.
was mich an der idee faszinierte, war diese möglichkeit des ausbruchs aus dem system. es zu hacken wenn man so will, wörtlich nach seinen regeln zu spielen und die kapitalistischen konventionen zu vergessen. nach einem ähnlichen weg suche ich nun im system dieser arbeit im system gesellschaft. im gewöhnlichen das außergewöhnliche zu finden? irgendwie ja, irgendwie nein. ich bin mir selbst noch unsicher. das hier ist ja nun erst einmal nur ein sehr kleiner teil des lebens. die arbeit. wohlig möcht ich mich treiben lassen, in den wogen der ungewissheit.

06.04.2016

ich will an dieser stelle dieter roth aus "da drinnen vor dem auge"(s.130 ff.) zitiern: »"das sehen ist ein darstellen" das gesehene ist eine masse in der das gesehenere enthalten ist.[..]gesehenes und geseheneres liegen aneinander wie das, was die leute das bewußte und das unbewußte nennen.[..]dieses unbewußte ist im bewußtsein enthalten wie der fisch im wasser. Ebenso: wenn ich etwas sehe, habe ich schon alles gesehen. wenn ich etwas sehe, ist das weil ich alles sehe, was ich sehen kann. weil ich alles sehe. je genauer ein satz beschreiben will, desto länger muß er sein, oder eigentlich: desto länger will er wärden, um einen genauen punkt enthalten zu können, muß er undurchschaubar lang zu werden trachten.[...] der satz zerreißt also in der mitte. in der mitte zwischen allem und nichts zerreißt der satz, das heißt: zerreißt die sprache. Dieses lange, immer wiederholte, in millionen menschlicher wesen fortgeführte zerreißen am mittelpunkt bildet mit der zeit eine linie, die von manchen mit dem wort fortschritt bezeichnet wird. diese linie, da sie auf ein in der genauen mitte zerreißen hinweist, sollte einfacher die symmetrieachse des in der zeit als fortgeführt gedachten menschlichen bewußtseins genannt werden. die symmterieachse (sic!) des bewußtseins fürt durch den mund des menschen. auf deren einer seite kann man, wenn man will, das sehen oder darstellen haben, auf der andren seite dieser achse kann man das hören oder reden haben. schematisch: mund - auge, lippen - lieder, zähne - wimpern, zunge - augapfel, zungenspitze - pupille, gaumen - augenhöhle, schlund - sehnerf, magen - gehirn, verdauung - bilder, kot - verständnis. oder: das hören ist nur ein reden. [...] dann kann man auch sagen: solange leben symmetrisch genannt werden kann, ist es in raum und zeit gesetzt und betrachtet worden, denn raum und zeit lassen es zu, symmetrieachsen in ihnen zu legen. [...] die explosionskraft der vorstellung der symmetrieachse kann folgendermaßen angedeutet werden: an die seite eines jeden partikels des menschlichen bewußtseins kann eine symmetrieachse gelegt werden, so daß auf der anderen seite dieser symmetrieachse das reflektierte bild des partikels erscheint. beide teile, bild und reflex, bilden einen weiteren bewußtseinspartikel, an den wieder eine symmetrieachse gelegt werden kann, und der zwingenden kraft der genannten erfindung zufolge gelegt werden muß. so bildet sich auf jeder anderen seite jeder neuen symmetrieachse ein reflektiertes, an welches immer wieder symmetrieachsen gelegt werden, und so weiter explosiv ad infinitum.«

ich will an dieser stelle dieter roth aus "da drinnen vor dem auge"(s.130 ff.) zitiern: »"das sehen ist ein darstellen" das gesehene ist eine masse in der das gesehenere enthalten ist.[..]gesehenes und geseheneres liegen aneinander wie das, was die leute das bewußte und das unbewußte nennen.[..]dieses unbewußte ist im bewußtsein enthalten wie der fisch im wasser. Ebenso: wenn ich etwas sehe, habe ich schon alles gesehen. wenn ich etwas sehe, ist das weil ich alles sehe, was ich sehen kann. weil ich alles sehe. je genauer ein satz beschreiben will, desto länger muß er sein, oder eigentlich: desto länger will er wärden, um einen genauen punkt enthalten zu können, muß er undurchschaubar lang zu werden trachten.[...] der satz zerreißt also in der mitte. in der mitte zwischen allem und nichts zerreißt der satz, das heißt: zerreißt die sprache. Dieses lange, immer wiederholte, in millionen menschlicher wesen fortgeführte zerreißen am mittelpunkt bildet mit der zeit eine linie, die von manchen mit dem wort fortschritt bezeichnet wird. diese linie, da sie auf ein in der genauen mitte zerreißen hinweist, sollte einfacher die symmetrieachse des in der zeit als fortgeführt gedachten menschlichen bewußtseins genannt werden. die symmterieachse (sic!) des bewußtseins fürt durch den mund des menschen. auf deren einer seite kann man, wenn man will, das sehen oder darstellen haben, auf der andren seite dieser achse kann man das hören oder reden haben. schematisch: mund - auge, lippen - lieder, zähne - wimpern, zunge - augapfel, zungenspitze - pupille, gaumen - augenhöhle, schlund - sehnerf, magen - gehirn, verdauung - bilder, kot - verständnis. oder: das hören ist nur ein reden. [...] dann kann man auch sagen: solange leben symmetrisch genannt werden kann, ist es in raum und zeit gesetzt und betrachtet worden, denn raum und zeit lassen es zu, symmetrieachsen in ihnen zu legen. [...] die explosionskraft der vorstellung der symmetrieachse kann folgendermaßen angedeutet werden: an die seite eines jeden partikels des menschlichen bewußtseins kann eine symmetrieachse gelegt werden, so daß auf der anderen seite dieser symmetrieachse das reflektierte bild des partikels erscheint. beide teile, bild und reflex, bilden einen weiteren bewußtseinspartikel, an den wieder eine symmetrieachse gelegt werden kann, und der zwingenden kraft der genannten erfindung zufolge gelegt werden muß. so bildet sich auf jeder anderen seite jeder neuen symmetrieachse ein reflektiertes, an welches immer wieder symmetrieachsen gelegt werden, und so weiter explosiv ad infinitum.«

02.04.2016

die bisher für mich griffigste idee - die sich selbst in der vergangenheit betrachtende person - wird mit jeder umdrehung weniger greifbar. die euphorie über einen konkreten arbeitsansatz ist verschwunden. mehr und mehr drängen sich fragen auf, die mich dazu veranlassen, weiter gehen zu wollen, tiefer einzudringen in diese welt der unentscheitbaren entscheidungen. die zunehmende freiheit ist vielleicht eine der ursachen meiner momentanen trägheit.

die bisher für mich griffigste idee - die sich selbst in der vergangenheit betrachtende person - wird mit jeder umdrehung weniger greifbar. die euphorie über einen konkreten arbeitsansatz ist verschwunden. mehr und mehr drängen sich fragen auf, die mich dazu veranlassen, weiter gehen zu wollen, tiefer einzudringen in diese welt der unentscheitbaren entscheidungen. die zunehmende freiheit ist vielleicht eine der ursachen meiner momentanen trägheit.